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Uniformität oder die große Einfalt

Das Internet hat uns eine Flut von Produkten, Informationen und Meinungen beschert. Und ist zugleich ein gigantischer Gleichmacher. Uniformität weltweit ist angesagt.

Doch am Anfang war alles anders. Vor gerade mal zehn Jahren war das Internet ein unendlicher Warenkorb. Nischenprodukte konnten plötzlich kreuz und quer durch die Welt gekauft werden. Die großen Ökonomen gingen davon aus, dass nun endlich die Menschen total individuell einkaufe könnten. Und dadurch ergibt sich ein buntes Bild von Geschmäckern und Interessen.

Die Nische wird bedient

Und tatsächlich ist es bis heute so, dass man im Internet die noch so kleine Nische bedient bekommt. Während der stationäre Handel sein Lager mit schnell drehenden Produkten füllen muss und vielleicht noch ein paar seltenere Exemplare bereithält haben sogenannte C-Produkte keinen Platz. Doch gerade diese sind weltweit ein riesiger Markt. Beispielsweise das Buch „Flämische und französische Wandteppiche in Ungarn“ (das gibt es wirklich!) hat nur in einem weltweiten Markt eine Chance. Nischenprodukte sind im sogenannten Long Tail-Vertrieb für den digitalen Handel wie geschaffen. Keine Anfrage ist zu speziell, als dass sich im Internet kein Anbieter finden würde. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Der große Gleichmacher

Doch es gibt auch die andere Seite. Das Internet fördert die Uniformität! Weil ich alles überall bekomme. Und das ist ganz logisch erklärt. Ich bin Inhaber einer starken Marke. Diese ist natürlich weltweit begehrt. Und weil es einfach ist, durch einen Online-Shop auch weltweit anzubieten bestellt natürlich die ganze Welt. Klingt super! Oder nicht ganz.

Beispiele? Weltweit gibt es tausende Fernsehprogramme. Doch überall läuft der (mittlerweile nervende) coole Onkel, meistern (unlustige) Nerds ihr Leben. Die coole Streetwear aus London ist sogar im hintersten Eck der Welt erhältlich. Deshalb tragen dann auch geschmacksbefreite Jugendliche überall dieselben Hosen, kombiniert mit den überhaupt nicht passenden ugly boots (die so erst richtig schrecklich werden). Aber das ist halt jetzt weltweit modern. zumindest in der jeweiligen persönlichen Filterblase.

Und die Vielfalt? Die bleibt aufgrund der geölten Marketingmaschinen der Online-Verkäufer auf der Strecke.

Uniformität – noch eine Bemerkung dazu

Zu erklären gibt es nur noch eines. Wie kann ein handgefertigtes Unikat ein Bestseller sein? Ein Verkaufsschlager, den sich auch andere, die das Produkt X angeschaut haben, schon angeschaut haben?

Shopping als Erlebnis

Für den Handel ist das Erlebnis Shopping das Wichtigste! Denn es muss gelingen, Kunden in das Geschäft zu bekommen. Der Kunde muss sich wohlfühlen und gern kommen. Kunden müssen zu Fans des Geschäfts werden. Das ist das einzige, gegen den Online-Handel zu bestehen.

Online-Handel als Konkurrenz

Heute verbringt jeder Mensch viel Zeit im Internet. Sei es wegen der Arbeit oder der Freizeit. Durch neue Arbeitsmodelle vermischen sich diese beiden Bereiche. Alles ist jederzeit verfügbar. Viele Branchen gibt es mehr oder weniger nur noch online. Denken wir nur an Flugbuchungen!

Man recherchiert etwas im Netz. Man liest die Zeitungen online und checkt noch schnell, was die Freunde treiben. Der Weg in den Online-Store ist kurz. Nur ein paar Klicks entfernt gibt es alles, was man braucht. Meist schneller als im Geschäft. Und oft auch noch billiger. Da reden wir noch nicht über die Bequemlichkeit der Lieferung nach Hause. Und Umtausch geht immer, meist sogar sehr einfach. Und wir haben Zugang zu Marken und Produkten, die es in der Umgebung gar nicht gibt. Da gibt es wenig Grund, nicht online zu bestellen.

Der stationäre Handel bietet Mehrwert

Eines kann jedoch nicht bedient werden. Shopping als Erlebnis fällt weg. Genau hier liegt die Chance des Geschäfts vorort.

Es wäre wirklich einfach. Denn früher ging das auch. Beispielsweise konnte man beim Kleiderkauf daheim nochmals probieren und im Falle des Nichtgefallens umtauschen.

Wenn der Kunde ins Zentrum gerückt wird kommt dieser gern ins Geschäft. Einfach einen Kaffee servieren, freundlich sein. Die Beratung wäre genauso ein toller Zusatznutzen. Denn wie soll sich der Kunde zurechtfinden im Dickicht der Angebote. Da will man das Produkt erklärt haben. Und die Verkäufer, die Ahnung haben sind im Vorteil. Ein paar kleine Services dazu wie beispielsweise das Besorgen auch exotischer Produkte stärkt die Bindung.

Online und offline nebeneinander

Und wer sagt denn, dass der kleine Händler nicht stationären und digitalen Handel verknüpfen kann. Beispielsweise durch Reservierungsmöglichkeiten von Produkten im Netz, die dann persönlich abgeholt werden.

Ideen gäbe es genug. Doch die Händler müssen sie auch nutzen! Dann wird der offline-Handel nie den Kürzeren ziehen! Denken wir mal darüber nach!